Tränkewasser

Regenwasser als Tränkewasser:

Auch Regenwasser ist im Regelfall keine geeignete Alternative zu Leitungswasser oder gefiltertes Brunnenwasser. Anders als Grundwasser, das über Jahre hinweg durch Gesteinsschichten gefiltert wird und dabei wichtige Mineralstoffe aufnimmt, ist Regenwasser nahezu frei von essenziellen Elektrolyten. Zwar stillt es den Durst der Tiere, doch langfristig kann der Mangel an Mineralstoffen zu gesundheitlichen Problemen führen. Hinzu kommt, dass Regenwasser häufig mit Verunreinigungen wie Vogelkot oder Schwermetallen belastet ist, was die Entgiftungsorgane der Tiere zusätzlich beanspruchen kann. Falls Regenwasser dennoch verwendet muss, sollte es kühl und dunkel in Tanks gelagert und die Wasserqualität regelmäßig kontrolliert werden.

Viele Pferdehalter:innen legen großen Wert auf hochwertiges Futter, doch die Wasserqualität wird oft als selbstverständlich angesehen. Dabei spielt sie eine entscheidende Rolle für die Gesundheit des Pferdes. Deshalb lohnt es sich, die Wasserwerte regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf eine Analyse durchzuführen.

Eisen im Tränkewasser:

Eine recht neue Erkenntnis ist, dass auch ein zu hoher Eisenanteil im Wasser für die Tiere gesundheitsschädlich sein kann. Eine übermäßige Einlagerung von Eisen im Gewebe, bekannt als Hämosiderose, wird häufig mit schweren Lebererkrankungen in Verbindung gebracht.

Ebenso ist häufig zu beobachten, dass Tiere trotz hoher Temperaturen einfach zu wenig trinken. Das kann ebenso am eisenhaltigen Geschmack des Tränkewassers liegen! Bedenken Sie, dass Tiere wie z.B. Pferde sehr gut schmecken und riechen können. Oder stellen Sie sich die Frage, ob Sie Wasser trinken möchten, welches unangenehm nach Eisen schmeckt?

Nitrat im Tränkewasser:

Der Pansen ist der erste Abschnitt des Magens bei Wiederkäuern wie Kühen und Schafen. Hier wird die aufgenommene Nahrung vorübergehend gespeichert, bevor sie erneut gekaut wird. Die im Pansen lebenden Bakterien wandeln Nitrat in Nitrit um, was zu einer potenziellen Nitratvergiftung führen kann.

Im Gegensatz dazu besitzen Schweine und Hühner keinen Pansen, da sie nur einen Magen haben. Dadurch scheiden sie Nitrat schnell über den Urin aus. Jungtiere wie Ferkel und Küken – ebenso wie menschliche Säuglinge – reagieren empfindlich auf Nitrat, da ihr Verdauungssystem noch nicht vollständig entwickelt ist.

Besonders anfällig für Nitrat sind Pferde, da ihr großer Blinddarm ähnlich wie ein Pansen funktioniert und ebenfalls Nitrat in Nitrit umwandelt.

Hohe Nitratkonzentrationen finden sich oft in Pflanzen, die durch Überdüngung oder Stress belastet sind. Diese stellen für Nutztiere eine weitaus größere Gefahr dar als nitratbelastetes Trinkwasser.

Methämoglobinämie, eine durch Nitratvergiftung verursachte Erkrankung, kann sich bei Tieren durch Symptome wie Koordinationsstörungen, Atemnot, bläuliche Verfärbung der Schleimhäute, Erbrechen und Fehlgeburten äußern. Eine verringerte Milchproduktion kann ebenfalls ein Anzeichen sein, auch wenn andere Symptome fehlen. Falls der Verdacht auf eine Nitratvergiftung besteht, kann ein Tierarzt eine Diagnose stellen und bei Bedarf Methylenblau als Gegenmittel injizieren.

Neue Forschungsergebnisse legen nahe, dass hohe Nitratwerte mit weiteren Gesundheitsrisiken verbunden sind. Einige Studien deuten darauf hin, dass ein erhöhtes Magenkrebsrisiko durch N-Nitrosamine bestehen könnte. Diese krebserregenden Verbindungen entstehen im Verdauungstrakt, wenn Nitrit (aus Nitrat gebildet) mit organischen Stickstoffverbindungen wie sekundären Aminen reagiert.

Bakterien im Tränkewasser:

Die potenzielle Rolle von Tränkewasser als Infektionsquelle wurde bereits 2001 in einer US-amerikanischen Studie verdeutlicht. In diesem Experiment wurden mehrere Tränken gezielt mit dem Bakterium Escherichia coli O157 (auch als EHEC bekannt) kontaminiert. Anschließend ließ man die Tränken unberührt, wobei sie vor äußeren Einflüssen geschützt waren. Durch ein Zu- und Abflusssystem wurde ein kontinuierlicher Wasserdurchsatz von 160 Litern pro Tag gewährleistet. Regelmäßige Untersuchungen zeigten, dass die Bakterienkonzentration zwar allmählich abnahm, jedoch selbst nach sechs Monaten noch E. coli O157 nachweisbar war.

Nachdem vier zehn Wochen alte Kälber Zugang zu den Tränken erhielten, wurde festgestellt, dass sie durch den Kontakt mit dem Wasser mit dem Bakterium kolonialisiert wurden. In ihren Ausscheidungen konnte E. coli O157 noch bis zu 87 Tage später nachgewiesen werden.

Neben E. coli O157 wurden bei der Untersuchung von Tränken in der Milchviehhaltung auch zahlreiche weitere krankheitserregende Bakterien identifiziert. Dazu zählen unter anderem Salmonellen, Campylobacter, Streptokokken sowie antibiotikaresistente Enterokokken und Staphylococcus aureus.

Ein besonderes Risiko besteht in einer verstärkten Vermehrung von Cyanobakterien („Blaualgen“) in Tränken oder Wasserstellen, die sich außerhalb des Stalls befinden oder direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Hohe Stickstoff- und Phosphorgehalte im Wasser sowie warme Temperaturen begünstigen das Entstehen sogenannter „Blaualgenblüten“. Während nicht alle Cyanobakterien gesundheitsschädlich sind, gibt es bestimmte Unterarten, die hochgiftige Toxine produzieren und somit eine Gefahr für Mensch und Tier darstellen können. Daher sollte insbesondere in den Sommermonaten auf typische Verfärbungen des Wassers (grün, schwarz oder braun) geachtet und die Reinigungsintervalle entsprechend verkürzt werden.